Tierversuche fĂĽr Kosmetik, (k)eine Alternative?

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Ich gebe zu, ich gehöre zu der Sorte Frau, die sich nur sehr selten und dann meist dezent schminkt. Make Up, Kajal, Lippenstift und Co. liegen bei mir oft jahrelang jungfräulich in einer hinteren kleinen Badezimmerschublade und gehen dann langsam (und meist unbenutzt) in den Verwesungszustand ĂĽber. Ich besitze nur rudimentäre Kenntnisse ĂĽber Kosmetikfirmen und habe das GlĂĽck, in einem Job zu arbeiten, in dem Augenringe, Falten und ein blasser Teint fast schon zum “Berufsethos” zählen. Ganz anders dagegen meine sechzehnjährige Tochter: Sie ist eine wahre Spezialistin in dieser Angelegenheit, verlässt nie ungeschminkt das Haus (und wie ich vermute, das Bett) und benutzt fast ausschlieĂźlich edle Kosmetik von M.A.C. bei Breuninger. Dabei kam bei mir neulich die Frage auf, wie sich wohl die innige Tierliebe zu ihrem Zwergkaninchen Henry, mit der Tatsache verträgt, dass viele Firmen in dem Bereich doch angeblich immer noch Tierversuche unternehmen, um die Ungefährlichkeit ihrer Produkte zu testen. Das war zu dem Zeitpunkt zumindest mein Wissenstand, aber wie bereits zugegeben, aufwendige Schönheitspflege zählt nicht zu meinen Spezialgebieten. Als ich sie damit konfrontierte reagiere sie ĂĽberraschend cool und informiert. „Mensch Mama“, war Ihre lapidare Antwort, „Du bist wirklich in den achtziger Jahren hängen geblieben. Das ist doch heute alles streng verboten.“ Und schwupps verschwand sie zu lauter Musik mit Henry auf dem Arm in ihr Zimmer. Die macht es sich aber einfach, dachte ich. Meine Neugierde war nun geweckt und ich begann emsig zu recherchieren: In der Tat sind in Deutschland seit 1998 und in der EU seit 2004 Tierversuche fĂĽr Kosmetika verboten. Langjährige Proteste zahlreicher Tierschutzorganisation haben diesbezĂĽglich scheinbar eine Wirkung gezeigt. Aber ein Verbot bezog sich nur auf Länder der europäischen Union. Hersteller konnten also einfach in Drittländer ausweichen und dort weiter die Test vornehmen lassen, die hierzulande verboten waren. Doch die BĂĽrokraten der EU habe auch dieses Schlupfloch schlieĂźen lassen, denn ab 2013 besteht nun ein totales Importverbot fĂĽr in Tierversuchen erprobte Kosmetikprodukte.

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Tierversuche? Ohne mich!

Wer nun denkt, die Kuh sei vom Eis (im wahrsten Sinne des Wortes) irrt allerdings gewaltig, denn das auf das Prüfen von Endprodukten verzichtet werden muss, schließt offensichtlich nicht aus, dass einzelne Substanzen weiterhin getestet werden dürfen. Nur eine geringe Anzahl an Inhaltsstoffen von Kosmetika werden vornehmlich für eine Beimischung zu Kosmetika produziert. Zahlreiche Substanzen fallen damit unter die EU-Chemikalienrichtlinie und können somit weiterhin an Tieren erprobt werden. Das scheint die traurige Realität momentan zu sein. Wie Desillusionierend dachte ich noch und wollte mich schon dem Gefühl der Resignation ergeben, als ich plötzlich im Internet eine echte Alternative entdeckte. Der größte Deutsche Tierschutzverband nämlich hat eine sog. Positivliste entwickelt, in denen sie Hersteller auflisten, die sich an strenge ethische Vorschriften bei der Produktion und Erprobung von Kosmetik halten. Wichtigstes Kriterium ist demnach, dass keine neuen Substanzen verwendet werden, die laut EU-Chemikalienrichtlinie im Rahmen von Tierversuchen erprobt werden müssen, bevor sie am Menschen Verwendung finden. Auch dürfen Firmen, die auf der Liste stehen, keine Rohstoffe verwenden, die vor dem 01.01.1979 bereits an Tieren getestet wurden. Generell sind Substanzen von toten Tieren, oder die unter quälerischen Bedingungen gewonnen werden (wie z.B. Milch und Eiprodukte aus Massentierhaltung), tabu. Zusätzlich ist Transparenz bei der Angabe der verwendetet Kosmetik-Zutaten Pflicht. Werden alle diese Angaben erfüllt, darf ein Hersteller auch ein entsprechende Siegel tragen, welches in Kooperation mit dem Internationalen Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik e.V. (IHTK) entwickelt wurde und sich werbewirksam auf die Positivliste setzen lassen.

Erleichterung ĂĽberkam mich, war ich doch nun zumindest in dem einem Punkt meiner Tochter ĂĽberlegen und deutlich meinem achtziger Jahre Wissen entwachsen. Sollte mir also mal wieder ein Lippenstift mangels Benutzung ranzig werden, weiĂź ich jetzt, welche wirklichen Alternativen mir offen stehen. Zwergkaninchen Henry und seine Artgenossen, wird es jedenfalls freuen.

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