Zweiohrküken: Vollkommen zufriedenstellend oder grottenschlecht dämlich?

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Hier beschäftigt sich Testchannel mit einem Film, der immer wieder mal im TV zu sehen ist: Zweiohrküken. Ein Streifen von und mit dem in Deutschland sehr bekannten Schauspieler Til Schweiger. Zu lesen gibt es gleich zwei Kritiken, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: eine fast absolute Empfehlung und einen totalen Verriss.

Zweiohrküken und sein Erschaffer:

Woran denkt man(n), oder vor allem Frau, wenn sie den Titel Zweiohrküken hört? Richtig, an Til Schweiger. Der Film ist nicht der neuste Streifen des grandiosen, deutschen Schauspielers, aber dennoch ein Film, der im Gedächtnis bleibt. Wie bei Teil 1, Keinohrhasen, hat Til Schweiger hier nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch das Drehbuch geschrieben, er war der Regisseur und dazu auch noch der Produzent. Schweiger gehört damit, wie Bully Herbig zu den Multi-Talenten des deutschen Films, die nahezu die absolute Kontrolle über ihre Produktionen haben! Nur ist Bully ihm mit seinem erfolreichem Gang nach Hollywood etwas voraus, während sich Til Schweiger weiterhin in Deutschland auf seine Karriere konzentrieren muss.

Um was geht es in dem Film?

Im Vorgängerfilm Keinohrhase spielt Til Schweiger Ludo, einen machohaften Boulevard-Reporter, der nachdem er  eine Prominenten Verlobungsfeier durch ein grobes Missgeschick zerstört hat, von einem Gericht zu 300  Sozialstunden in einem Kindergarten verurteilt wird. Dort kommt es immer wieder zu Konfrontationen mit der Leiterin Anna (Nora Tschirner) der Ludos rüpelhaftes Verhalten missfällt und ihn für einen Aufreißer hält. Auch Ludo hat große Schwierigkeiten mit Annas überkorrekter Art. Gleichwohl entwickeln die beiden im Laufe der Zeit Gefühle für einander, überwinden Vorurteile und werden schlussendlich, nach einigen Rückschlägen, ein Paar.

In Zweiohrküken knüpft die Geschichte an der Beziehung der beiden an. Sie sind seit zwei Jahren ein Paar, wohnen zusammen und sind eigentlich glücklich. Aber Ludo vernachlässigt seine häuslichen Pflichten und treibt Anna so immer wieder in kleine Wutanfälle, sodass selbst das vergessene Wegschaffen der Pfandflaschen für sie ein Grund ist, genervt zu sein. Ihre Beziehung droht langsam zu kippen. Dann treffen die beiden zwei ihre ehemaligen Partner und zu allem Überfluss zieht auch noch Annas Exfreund Ralf bei ihnen ein. So kommt eins zum anderen. Anna wird wegen Ludos Ex Marie eifersüchtig, wodurch dieser sich eingeengt fühlt, und Ludo findet Annas Liste, mit Notizen zu alten Exfreunden, die nicht nur Namen beinhalteten, sondern auch Eigenschaften und ‘Vorzüge’, die Ludo eifersüchtig machen. Als dann auch noch Ralf immer wieder beginnt ihn zu provozieren, rutscht Ludo die Hand aus und er schlägt den Exfreund von Anna. Dadurch kommt es zu einem Streit und die beiden trennen sich. Zweifel und Wut aufeinander sind präsent, aber auch die Gefühle und Erinnerungen, die sie in die Verzweiflung und in die Betten ihrer Expartner treiben.

Doch wie es sich bei einer ordentlichen Liebeskomödie gehört: Ende gut, alles gut. Nach einigen hin- und hergehenden Querelen kommen die beiden doch wieder zusammen.

Wie ist der Film?

Zweiohrküken ist eine Liebeskomödie und als solche wird sie auch zurecht betitelt. Doch gibt es in diesem Film nicht allzu viele wirklich lustige Szenen und wenn, dann ist es meist Anna, die durch ihre trottelige Tollpatschigkeit zum Lachen provoziert, dennoch ist der komödiantische Anteil im Film recht ausgewogen. Es nimmt nichts vom ‘Ernst’ des romantischen Teils, der auch etwas Drama beinhaltet. Im Allgemeinen ist der Film einer, der vor allem Frauen, wohl vollkommen zufriedenstellen dürfte. Er ist romantisch, er ist dramatisch, er ist witzig und daneben hat man noch den sehr attraktiven Hauptakteur. Dazu kommt die Spannung auch nicht zu kurz, wenn man darauf wartet, wie weit Anna und Ludo sich das Verhalten des anderen gefallen lassen. Das Herz der Zuschauer kann auch das ein oder andere Mal etwas schmerzen, wenn die Zwei immer mehr auseinanderdriften und sich letztendlich fast verlieren.

Besetzung:

Til Schweiger ist bekanntlich einer der besten männlichen, deutschen Schauspieler unserer Zeit. Nora Tschirner steht ihm da nur wenig nach. Sie ist eine sehr gute Darstellerin und in ihrer Altersklasse eine der besten in Deutschland. Sie hat auch bereits in weiteren bekannten Filmen wie ‘Vorstadtkrokoldile’ und ‘Offroad’ und ‘Wickie und die starken Männer’ mitgespielt. Meiner Meinung nach, passt sie perfekt in die Rolle von Anna. Emma Schweiger spielt in Zweiohrküken zwar auch wieder mit, spielt diesmal aber eher eine Nebenrolle, die nur selten zum Einsatz kommt. Dafür hat Til Schweiger bekannte Akteure wie Matthias Schweighöfer, Ken Duken und Jasmin Gerat wieder für kleine Rollen für sich gewinnen können.

Fazit: Trotz einiger Höhen und Tiefen  zieht der Film überwiegend die Zuschauer in seinen Bann.  Besonders für Frauen und Familien ist der Film gut geeignet. Die Hauptbesetzung ist für einen deutschen Film kaum schlagbar.

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Was kommt dabei heraus, wenn ein stümperhafter Drehbuchschreiber, narzisstischer Produzent und untalentierter Schauspieler zusammen einen Film kreieren? Im besten Fall unerträglicher Mutations-Murks, im schlimmsten Fall ein neuer Til-Schweiger Film oder eben ein „Zweiohrküken“.

Nach seinem Überraschungserfolg „Keinohrhasen“ setzt dieser nun die Geschichte, mit „Zweiohrküken“ fort. Erneut hat Schweiger das Drehbuch mitgeschrieben und den Film produziert und ist natürlich wieder als Hauptdarsteller zu sehen. Auch diesmal verzichtete er wie beim Vorgängerfilm, aus Angst vor unliebsamen Kritiken, auf jegliche Pressevorführungen vor dem offiziellen Kinostart, nachdem Vorgängerfilme meist von der feulitonistischen Kinokritik zerrissen wurden. Die Geschichte des Films ist ebenso simpel, wie schnell erzählt. Der Vorgängerfilm beschäftigte sich mit den Verstrickungen des Boulevard-Reporters und Macho Ludo (Til Schweiger), der aufgrund eines Missgeschicks gerichtlich zu Sozialstunden in einem Kindergarten verdonnert wurde. Dort trifft er auf die Leiterin Anna (Nora Tschirner), die mit ihm in der Kindheit unliebsame Erfahrungen machen durfte. Nach einigem hin und her, überwindet Ludo sein chauvinistisches Verhalten, die beiden verlieben sich ineinander und werden ein Paar.

In Zweiohrküken lebt der geläuterte Ludo nun seit zwei Jahren mit der Kindergärtnerin Anna zusammen und der Alltag macht sich allmählich bemerkbar. Zunehmend entzieht er sich seinen häuslichen Pflichten, was zu wiederholten Konflikten mit ihr führt. Anna scheint Ludo immer stärker eifersüchtig kontrollieren zu wollen, insbesondere, als sich wieder ein Kontakt zu seiner Ex-Partnerin anbahnt. Aber auch Annas Ex-Freund Ralf taucht wieder auf und zieht sogar kurzfristig in die gemeinsame Wohnung ein, wodurch Ludo sich provoziert fühlt; zumal er eine geheime Liste von Anna findet, auf der diese die hervorragenden sexuellen Qualitäten Ralfs (im Vergleich zu Ludo) notiert hat. Nach einer wiederholten Anmaßung schlägt Ludo Ralf nieder, was zum Bruch der Beziehung mit Anna führt und beide in in den Betten der Ex-Partner landen lässt. Das Ganze zieht sich durch nicht enden wollende zwei Stunden. So weit, so schlecht, aber der Film wäre nicht von Schweiger wenn nicht doch noch ein kitschiges tränenreiches Happy-End angehängt werden würde: Als Reminiszenz an den Vorgänger Streifen und den Schweiger-Film „Knocking on heavens door“, natürlich am Ostseestrand. Wo die beiden geläutert wieder zu einander finden und sich ewige Liebe versprechen. Dann ist endlich Schluss.

Schweiger gelingt mit diesem Film etwas, was nur wenigen Sportlern je geglückt ist, er haut sich selbst k.o. Konnte man in Keinohrhasen noch Ansätze einer behutsamen Inszenierung entdecken, scheint Schweiger, beängstigt vom ersten richtigen Erfolg, nun sich selber nicht mehr zu trauen. Deshalb werden hier jegliche Klischees bedient, die uns in deutsche Filmen der letzten Jahre zugemutet wurden. Vom Fäkalien-Witzen, künstlichen Brüsten und Penis Vergleichen bis zu unsäglich überzeichneten Kinder-Erwachsenen Gesprächen (FSK 12). Das Ganze mündet dann im besagten tränenreichen Ende an der Ostsee, bei dem im Off-Ton Ludo einen Liebesbrief an Anna verliest, dessen Worte schon an Körperverletzung grenzen. Selten wurden im Kino dämlichere Formulierungen benutzt die, unterlegt von einem an IKEA Werbung erinnernden Soundbrei, so ekelhaft krampfhaft sanftmütig-sentimental sein wollen, dass man letztlich nur noch Hass empfinden kann. Hass für zwei Stunden teuer bezahlte und geklaute Lebenszeit, die auf das Konto von Til Schweiger gehen.

Zu Recht ist dieser Film von den Kinozuschauern abgestraft worden und hielt sich trotz einer gewaltigen Merchandising-Kampagne nur kurz an der Spitze der deutschen Kino-Charts. An den Erfolg des Vorgängerfilm konnte er nicht anschließen. Bleibt zu hoffen, dass Schweiger in absehbarer Zeit zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Angefangen hat er bekanntlich in der Lindenstraße und stieg dann plötzlich auf Nimmerwiedersehen aus der Serie aus. Diesen Gefallen sollte Schweiger auch dem deutschen Film tun. Das Publikum wird es ihm danken!

Wer nach dem lesen dieser beiden Kritiken etwas verwirrt ist und nun nicht weiß, was er von dem Film halten soll, dem könnte vielleicht das dazugehörige Buch weiterhelfen. Zu bestellen ist “Keinohrhasen” und “Zweiohrküken” im buecher.de-Shop

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