Frauennachmittag bei Mrs. Sporty – Oder: Fit ins neue Jahr
Die Testergebnisse in Kürze:
Pro:
Angenehme Atmosphäre, ein Workout, das jeder durchhalten kann
Kontra:
Etwas zu teuer, Training unterfordert sehr sportliche Frauen recht schnell
Unser Testurteil
3.4 (Befriedigend)
Kauf empfohlen?
Noch bevor die Sektgläser knallen, wir uns beglückwünschend in den Armen liegen, es draußen anfängt, zu knallen, und die bunten Lichter im Himmel explodieren, sind sich gefühlte 50% unserer Mitbürger darüber im Klaren: Im neuen Jahr müssen die Pfunde purzeln. Wir müssen es endlich schaffen, gesünder zu leben und uns mehr zu bewegen. Doch meist dauert es nicht einmal bis zum Morgengrauen, bevor wir uns die nächste Sünde geleistet haben. Derart unmotiviert wird die große Veränderung Tag um Tag verschoben, bis es gänzlich unwahrscheinlich wird, dass überhaupt noch etwas passiert.
Was viele vergessen: Das neue Jahr ist kein wirklicher Sprung in eine neue Welt und es ist auch kein tatsächlicher Neuanfang. Auch wenn wir rein kopfmäßig bereit sind, alles noch mal auf Null zu stellen, unser Unterbewusstsein funktioniert noch genauso wie vorher, und unsere schlechten Gewohnheiten, die wie ein hartnäckiger Computervirus an uns haften und langjährig einprogrammiert wurden, verschwinden nicht einfach über Nacht. Was wir wirklich brauchen, um unsere Ziele endlich zu erreichen, ist kein Sack mit hochgesteckten Zielen, sondern eine klitzekleine Veränderung, die uns Auftrieb für die nächsten Schritte geben kann.
Das wäre zum Beispiel ein Gang ins Fitness-Studio. Bei vielen verschrien und verhasst, klebt an ihnen teilweise doch noch immer das Image der überdimensional schönen Menschen, die sich dort schwitzend mit ihren Traumbodys präsentieren oder der Anabolikahinterhöfe.
Ich möchte Euch heute jedoch ein Studio vorstellen, dass sich komplett von allen Klischees befreien wollte und gut und gern als, so würde die BILD jetzt wohl titeln, Volks-Fitness-Studio bezeichnet werden könnte. Kleiner Haken dabei: Es ist nur für Frauen zugänglich.
Die Rede ist von Mrs. Sporty. Entwickelt wurde das Konzept von Steffi Graf in Kooperation mit Sportwissenschaftlern. Ihr Ziel war es, dass jede Frau trainieren gehen könnte, egal ob jung, alt, dick oder dünn. Sogar mit körperlichen Vorbelastungen und leichten Behinderungen kann man dort einsteigen und im angenehmen Umfeld sporteln. Da das Ganze ein Franchise-System ist, das auf hohe Begeisterung stieß, findet man etwaige Studios mittlerweile in ganz Deutschland; in größeren Städten sogar gleich mehrfach.
Was zeichnet Mrs. Sporty aus?
Im Gegensatz zu anderen Fitness-Studios trainiert hier nicht jeder für sich, sondern alle gemeinsam im Zirkel. Es gibt 16 Geräte bzw. Stationen, auf denen man jeweils für 40 Sekunden eine Übung absolviert, bevor die Ansage ertönt, man möge bitte ein Gerät weiterrücken. Das sorgt nicht nur dafür, dass alle Körperregionen, Kraft und Ausdauer trainiert werden, sondern auch, dass durch entsprechende Abwechslung und lauter peppiger Musik niemals der Spaß verloren geht. Zur Seite stehen einem dabei immer mindestens zwei kompetente Trainer, die falls nötig, eingreifen und die Haltung korrigieren. Jeweils zu Beginn und zum Ende finden Dehnungsübungen statt, um sich warm zu machen bzw. die Muskeln abschließend zu lockern.
Je nach Studio sind auch immer noch tolle Zusatzangebote im Preis enthalten, etwa Yogakurse, Rückentraining oder der Powercircle. Letzteres ist das altbekannte Zirkeltraining, das nur mit einer Spur mehr Pepp, Schnelligkeit und Kraft absolviert wird.
Ein ganz besonderer Motivationskick ist der regelmäßige Check-up der Mitglieder. Man wird gewogen, der Blutdruck und das Körperfett werden gemessen usw. Die Daten werden einem dann jeweils ausgedruckt, sodass man von Zeit zu Zeit immer mal kontrollieren kann, was das Training gebracht hat. Auf Wunsch bekommt man auch eine Ernährungsberatung.
Die Preise
Wer Mitglied werden will (natürlich ist vorher eine ausführliche Beratung und ein Probetraining möglich) muss eine Startgebühr für den Check-up zahlen, die sich von Studio zu Studio unterscheidet oder im Falle einer Aktion oder Neueröffnung auch mal wegfallen kann. Monatlich werden dann 49,90 Euro fällig. Entscheidet man sich für einen Jahresvertrag, dann wären es 39,90 Euro. Und kann man den gesamten Betrag sofort zahlen, dann erhält man zwei kostenlose Monate, kann also 12 statt 14 Monate trainieren gehen.
Ich würde das jedoch keinem empfehlen. Auch wenn der Sport bei Mrs. Sporty sehr viel mehr Spaß macht, als in anderen Fitness-Studios, ist es nicht garantiert, dass man wirklich ein gesamtes Jahr mit immer dem gleichen Konzept durchhält. Sich selbst mit einem Jahresvertrag unter Druck zu setzen, klappt bei den wenigsten und ist am Ende nur ärgerlich.
Gibt es auch Nachteile?
Ich würde raten, das Studio erstmal ausführlich unter die Lupe zu nehmen und mehrere Monate zu trainieren, bevor man sich fest binden möchte. Denn ist die erste Euphorie verschwunden, kann es passieren, dass tatsächlich auch einige Punkte nachteilig ins Gewicht fallen. Dass man etwa in angenehmer Atmosphäre trainiert und häufig auf die gleichen Frauen trifft und schnell Kontakte schließen kann, macht den vielleicht den Charme von Mrs. Sporty aus, ist aber nicht immer und von jedem gewünscht. Es gibt auch Frauen, die wollen nur in aller Ruhe ihren Stress abtrainieren und sich von einem stressigen Arbeitstag erholen. Da ist es nicht immer angebracht, breit zu lächeln und sich dem endlosen Smalltalk und Frauenklatsch hinzugeben. Das können viele beim Friseur schon nicht leiden – und dazu gehöre ich auch 😉
Außerdem bin ich der Meinung, dass das Preis-Leistungsverhältnis nicht zu 100 Prozent passt. Man bucht mit der monatlichen Summe zwar eine Flatrate und kann so oft trainieren gehen, wie man möchte, hat dabei aber nichts weiter inklusive. Es gibt keine kostenlosen Getränke, keine Sauna und keine Solarien. Das ist ja auch Luxus, könnte man meinen, auch wenn andere gut ausgestattete Studios das bei solch einer Monatsgebühr teilweise durchaus anbieten. Aber dass es weder Umkleidekabinen, noch Duschen gibt, das ist wirklich enttäuschend. Ein schnelles Training in der Arbeitspause oder anschließende Erledigungen fallen dabei schon mal weg. Als Kundin kann man nur hoffen, dass das eigene Zuhause nicht allzu weit entfernt ist und man sich eine längere Heimreise, nass geschwitzt und mit rotem Kopf, ersparen kann.
Auch die Öffnungszeiten sind nicht sonderlich flexibel. Mittags wird Pause gemacht und abends ist an manchen Tagen nur bis 18 Uhr geöffnet. Am Wochenende, wo die meisten frei hätten, kann man nur samstags bis 13 Uhr trainieren. An Sonn- und Feiertagen bleiben alle Mrs. Sportys der Republik geschlossen.
Und nach einiger Zeit, das muss man einfach sagen, wird das Training leider auch langweilig bzw. ist nicht mehr intensiv genug. Frauen, die bereits schlank, sportlich und fit sind, sollten sich vielleicht lieber nicht anmelden.
Fazit: Für wen geeignet?
Ich empfehle es viel mehr allen Sportmuffeln, die etwas zu viel auf den Rippen haben oder an ihrer Kondition und Kraft arbeiten wollen. Egal wie untrainiert man ist, bei Mrs. Sporty wird man mit viel Spaß wieder aufgepeppelt! Spaß sorgt natürlich dafür, dass man mehr davon will und häufiger hingeht. Und das wiederum hat zur Folge, dass man schnell auch Erfolge auf der Waage sieht bzw. eine positive Auswertung beim Check up bekommt.
Eigentlich ein ganz einfaches Konzept. So klappt es dann auch mit dem Wunschgewicht 2011!